Zucker ist eine Droge

Zucker ist eine Droge

· 986 Wörter · 5 Minuten Lesezeit Gedanken Leben

Personal-Trainer Andreas Trienbacher hat einen wunderbaren Beitrag gefilmt, in dem er sich über ein grundlegendes Problem seiner Kunden zum Thema Ernährung äußert: sie wollen abnehmen aber gleichzeitig nicht auf Süßes verzichten.

Die Wahrheit ist leider, dass viele Menschen gerne von dem Süß-Kram (oder den Ersatz-Stoffen) wegkommen würden, es aber nicht können. Es ist wie bei einem Drogenabhängigen: die wenigsten schaffen es ohne fremde Hilfe. Wenn man sich eingesteht, dass man eine Art Sucht-Beziehung zu einfachen Kohlenhydraten hat, dann kennt man auch schon die Lösung: Entzug. Das wird nicht einfach und meistens nicht ohne Hilfe klappen, aber danach hat man Ruhe. Wenn man nicht wieder rückfällig wird. Es wäre schön, wenn jeder Mensch entsprechend dem, was er erreichen will, frei entscheiden kann, was er macht und was nicht. Aber Drogenabhängigkeit ist eine Krankheit, welche die Entscheidungsfreiheit einschränkt. Und ich betrachte Zucker als Droge.

Die meisten Menschen wollen bestimmt nicht dick und fett sein, viele sind es aber trotzdem. Ca. 2/3 der männlichen und 1/2 der weiblichen Deutschen gelten als übergewichtig. Sie haben die Kontrolle über ihre Nahrungsmittel an eine Industrie abgegeben, die es geschickt versteht, sie zu manipulieren und zum Verzehr von immer mehr Zucker zu bewegen. Sagte ich schon, dass Zucker wie eine Droge wirken kann? Die meisten glauben wahrscheinlich, "Cerealien" seinen etwas Gesundes. Oder Fruchtsaft. Oder Bircher-Müsli Joghurt. Oder, oder, oder. Mag sein, dass das so sein könnte. Aber was die Nahrungsmittel-Industrie i.d.R. unter diesen Namen ins Regal stellt hat zu viel zugesetzten Zucker. Wenn schon nicht zu viel für den Geschmack, so doch für die Gesundheit.

Sugar Rush

Das mit dem eigenverantwortlichen Handeln passt der Nahrungsmittel-Industrie auch ins Konzept. So lässt sich die Verantwortung gut auf die Opfer abwälzen. Niemand zwingt schließlich einen Abhängigen, Drogen zu konsumieren.

Vielleicht kennst du sie, die Snickers TV-Werbung mit Joan Collins als Diva. Und so geht sie:

(Szene in Männerumkleide nach Sport)
Diva: Okay! Wer von euch Vollpfosten hat mein Deo geklaut?
Mann: Damit wir so riechen wie du?
Diva: Wer möchte das nicht?
Mann: Hallo? Wer?
Diva: (wirft Schuh) Klappe Stinker!
Mann: ... iss 'nen Snickers!
Diva: Wieso?
Mann: Immer wenn du hungrig bist wirst du zur Diva!
(Diva isst Snickers)
Mann: Besser?
Verwandelte Diva (Mann): Besser!
Stimme aus dem Off: Du bist nicht du, wenn du hungrig bist ...

Man sagt uns als Konsumenten unverblümt, wie es ist, und wir lachen vielleicht auch noch darüber. Wer abhängig von Zucker ist, der wird bei Entzug unausstehlich und ist nicht mehr er selber. Nur eine neue Dosis kann das beheben. Diese Werbung überzeichnet, aber viele erkennen sich trotzdem wieder.

Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen gibt es eine Reihe von Anzeichen, die auf eine Sucht hinweisen können. Schon jedes einzelne Anzeichen für sich kann bedeuten, dass man abhängig ist.

An erster Stelle steht der starke Wunsch oder Zwang, eine Substanz zu konsumieren.
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Ein weiteres Anzeichen einer Sucht ist der Kontrollverlust. Wenn der Körper nach der Substanz verlangt und die Gelegenheit besteht, dann muss man die Substanz konsumieren.
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Jetzt die Abstinenzunfähigkeit. Aus der Unfähigkeit, den Konsum einer Substanz zu kontrollieren oder auf ein bestimmtes Verhalten zu verzichten, resultiert die Unfähigkeit zur Abstinenz.
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Entzugserscheinungen. Man wird unausstehlich und ist nicht mehr man selber.
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Körperliche und psychische Symptome. Die Anzahl der Menschen mit Übergewicht steigt kontinuierlich, seit 1850 (ca. 3 Kg Zucker pro Jahr) ist der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch bei Zucker auf mittlerweile über 30 Kg angestiegen. Noch nie gab es so viele Menschen mit Insulin-Resistenz und Typ-2 Diabetes. Zugeschrieben wird das in erster Linie unseren Ernährungsgewohnheiten hinsichtlich einfacher Kohlenhydrate (Zucker).
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Damit erfüllt die These "Zucker ist eine Droge" ganz locker den Ententest: wenn es aussieht wie eine Ente, schwimmt wie eine Ente und quakt wie eine Ente, dann ist es vermutlich auch eine Ente.

Wer herausfinden will, ob er abhängig ist, kann folgenden einfachen Test machen. Man muss auf nichts verzichten, was der normale Körper für ein gesundes Leben benötigt.

Verzichte eine Woche (7 Tage) lang auf alles, was Zucker und einfache Kohlenhydrate enthält. Dazu gehören natürlich alle Süßigkeiten, gezuckerte oder mit Ersatzstoffen versehene Getränke. Dann alle Getreide-Produkte. Brot, Reis, Pizza, Müsli. Auch keine Vollkornprodukte. Nichts mit Mehl. Am besten auch keine verarbeiteten Lebensmittel, da in fast Allem zugesetzter Zucker enthalten ist. Zurückhaltung auch beim Obst. Ein Stück Obst am Tag ist Ok. Ersetze das Alles durch eine abwechslungsreiche Auswahl an Gemüse (Mais ist keine Gemüse sondern Getreide). Roh, gedünstet oder gekocht. Da Gemüse im Vergleich zu den Sachen, auf die verzichtet wird, sowieso mehr Vitamine und Mineralstoffe enthält, wird es deinem Körper auch an Nichts mangeln. Esse so viel du willst. Gemüse hat eine geringere Energiedichte, also kannst du eine größere Menge essen.

Und, wie fühlst du dich? Keine Entzugserscheinungen wie Heißhunger auf Süßes oder Kohlenhydrathaltiges? Keine anderen körperlichen Symptome wie Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme oder Schwindel? Alles normal? Dann: Herzlichen Glückwunsch! Du bist vermutlich nicht abhängig. Anderenfalls: Jetzt weißt du Bescheid. Du brauchst dringend Hilfe und einen Entzug!

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